Aus dem Tagebuch der Redaktion Das „Rex“, Otto und ich

Das "Rex" am Kipdorf ist (endlich) wieder als Kino am Start. Mich hat das sehr interessiert, denn das "Rex" und ich, wir haben eine gemeinsame, kurze Geschichte.

 Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Im Sommer 1982 hab' ich Abitur gemacht, danach Zivildienst, dann startete ich mit dem Studium. Um dafür ein bisschen Geld in die Kasse zu bekommen, bin ich ein Jahr Taxi gefahren. Mit echter Ortskenntnis ohne Navi... Etwas später, 1984/1985, wurde meine damalige Freundin Kinoleiterin im "Rex" — und gab mir einen Job als Kartenabreißer. Das "Rex" war eine Institution: Zwei Vorstellungen am Tag, freitags und samstags drei, sonntags um 11 Uhr (fand ich sehr früh) ein Familienfilm.

Der Job hatte Vorteile: Von der Poststraße, wo ich bei meinen Eltern wohnte, war's nicht weit, und während der Filme konnte man was für die Uni machen. Außerdem: Für mich gab's natürlich alle Filme gratis. "Es war einmal in Amerika" von Sergio Leone zum Beispiel, oder "Reise nach Indien" von David Lean — große Kunstwerke. Ich musste natürlich auch nicht unten bei den anderen sitzen, sondern ging oben auf die Galerie, die nie für den normalen Kartenverkauf geöffnet wurde.

Außer natürlich, es "brummte" richtig... Erinnert sich noch jemand an "Otto — der Film"? Das "Rex" war wochenlang bei jeder Vorstellung (plus Zusatztermine) komplett ausverkauft, die Schlange vor der Kasse reichte bis zum Kiosk vor der Post am Kolk. Und wenn der kleine Kartenabreißer Seitz dreimal am Tag den Müll von mehreren 100 "Otto"-Fans aus dem Saal geräumt hatte, dann wusste der, was er getan hatte. Denn das Aufräumen nach der Vorstellung gehörte auch zum Job. Und vor der Tür standen schon wieder die nächsten Hundertschaften... Sagen wir's mal so: Nie wieder hab' ich später so "hart" und quasi akkordmäßig gearbeitet. Gesehen habe ich damals den "Otto"-Film gefühlte 40 bis 60 Mal. Blieb mir ja gar nichts anderes übrig, denn weder im Rex-Foyer noch auf der Galerie war Platz für den Studenten Seitz und sein fleißiges (na ja...) Lernen. Vor ein paar Monaten lief der Streifen im Fernsehen: Ich kann den Quatsch immer noch auswendig. Unfassbar!

Im Herbst 1985 war jobmäßig Schluss mit dem "Rex". Ich ging zur Uni-Pressstelle, und bin (ohne dass ich das wirklich vorgehabt hätte) Journalist geworden. Ist doch keine schlechte Laufbahn, oder: Taxifahrer, Kartenabreißer, Rundschau-Redakteur... Mich gibt's immer noch und das "Rex" gibt's wieder. Find' ich gut.

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